Schon seit längerem wird ja in diesem Land eine Debatte geführt über einen angeblich grassierenden Fachkräftemangel – und wo es nicht überall mangelt: Ärzte, Ingenieure, neuerdings auch junge Leute, die überhaupt eine Ausbildung machen können wollen. Und immer wieder gibt es auch kritische Anfragen an diese Rede über einen flächendeckenden Fachkräftemangel, so beispielsweise in Form einer grundsätzlichen Infragestellung des behaupteten Fachkräftemangels bei den Ingenieuren, wie sie der Arbeitsmarktexperte Karl-Dieter Brenke vom DIW immer wieder vorträgt. Wie dem auch sei – in zwei Bereichen werden wir in den vor uns liegenden Jahren dann erhebliche Stellenbesetzungsprobleme bekommen, wenn sich nichts grundlegendes ändert: Zum einen gerade nicht, so meine These, bei den Akademikern, die so gerne im Mittelpunkt der öffentlichen Debatte gerückt werden, sondern bei den vielen Facharbeitern in der Industrie und im Handwerk, die das Rückgrat der deutschen Volkswirtschaft bilden und bei denen große Gruppen rein altersbedingt den Arbeitsmarkt verlassen werden. Hier sind wir u.a. konfrontiert mit der Tatsache, dass die jetzt immer lauter klagende Wirtschaft in den zurückliegenden Jahren oftmals schlichtweg zu wenig ausgebildet hat. Und in einem anderen Bereich haben wir bereits jetzt einen regional ausgeprägten Fachkräftemangel, der sich vor dem Hintergrund der definitiv zunehmenden Zahl an alten, pflegebedürftigen Menschen weiter zuspitzen wird: in der Altenpflege.
So weit die Diagnose, aber die Rettung scheint nahe.
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Deutlich mehr Frauen würden gerne in Vollzeit arbeiten als noch vor ein paar Jahren. Das liegt nicht nur an veränderten Rollenbildern, sondern auch an der wirtschaftlichen Situation, wie eine Studie nun ergab. Und: Egal, wie viel Frauen arbeiten und wie sehr Männer sich um die Kinder kümmern – den Druck, beides unter einen Hut zu bringen, empfinden beide ähnlich, schreibt Violetta Simon. Sie berichtet über eine Studie von Pew Research über „Moderne Elternschaft“. Mehr als die Hälfte der Mütter und Väter fühlt sich von der Herausforderung, Familie und Job unter einen Hut zu bringen, gestresst. Violetta Simon verweist auf die erheblichen Verunsicherungen, die zu einem Charakteristikum „moderner“ Eltern zu werden scheinen:
„Was Müttern ebenso wie Vätern in ihrem Alltag besonders zu schaffen macht, ist der permanente Zeitdruck – 40 Prozent der Mütter und 34 Prozent der Väter fühlen sich der Studie zufolge permanent gehetzt. Und obwohl Väter heute dreimal so viel und Mütter doppelt so viel Zeit mit ihren Kindern verbringen wie vor 50 Jahren, sind sie extrem verunsichert: Durch die zahlreichen Anforderungen, denen sie gerecht werden müssen, zweifeln Eltern immer öfter, ob sie sich auch genug Zeit für ihre Kinder nehmen.“
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Immer wieder wird über „Privatisierungen“ berichtet. Der Zeitgeist der 1990er Jahren transportierte damals eine sehr positive Grundstimmung gegenüber Privatisierungen, wurde doch „dem Markt“ unterstellt, dass er bzw. die auf diesem operierenden privatwirtschaftlichen Unternehmen grundsätzlich effektiver und effizienter seien als der Staat oder gemeinnützige Anbieter. Nun hat sich das in den vergangenen Jahren sicher deutlich relativiert, nicht nur durch die Finanzkrise, sondern sicher auch durch ganz handfeste und oftmals ernüchternden Erfahrungen, die wir als Bürger mit den vielgepriesenen privatisierten Unternehmen machen mussten.
Viele Bürger werden aber sicher nicht wissen, wo überall privatisiert worden ist – Bereiche, die man einerseits aus dem Bauch heraus den Kernbereichen des hoheitlichen Handelns des Staates zuordnen würde und wo es andererseits gar keinen Wettbewerb zwischen miteinander konkurrierenden Unternehmen gibt oder geben kann, weil diese Einrichtungen oftmals als monopolistische Anbieter agieren (müssen). Nehmen wir als Beispiel zum einen privatisierte Psychiatrien, die zuvor als Landeskrankenhäuser in staatlicher Trägerschaft waren und als zweites Beispiel – man mag es prima facie nicht glauben – der Maßregelvollzug, wo psychisch kranke Straftäter weggesperrt werden.
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Da war doch noch was – aber ja, das Betreuungsgeld, von manchen Personen mit defätistischer Grundeinstellung auch als „Herdprämie“ oder „Kita-Fernhalteprämie“ gebrandmarkt. Ab dem 1. August erhalten Eltern, die ihre Kinder im Alter von 13 bis 36 Monaten zu Hause betreuen, monatlich 100, später dann 150 Euro. Was war das vor einigen Monaten für eine Aufregung um diese neueste Variation des staatlichen Geldausgebens in Zeiten überall (angeblich) fehlender Mittel. Unter erheblichen Geburtswehen wurde das Betreuungsgeldgesetz im Bundestag nach einigen Verzögerungen von der schwarz-gelben Regierungsmehrheit durchgewunken, nachdem die CSU die Existenzfrage für die Koalition an der Realisierung dieser neuen Leistung festgenagelt hatte. Die Opposition hat nun diese Tage ihre neue Mehrheit in der Ländervertretung in dieser Frage in Stellung gebracht: Mit rot-grüner Mehrheit hat der Bundesrat einen Gesetzentwurf vorgelegt, der die Aufhebung des Gesetzes zum Betreuungsgeld fordert. Die Mittel würden andernorts gebraucht.
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Es gibt ja für alles irgendwelche „Tage des …“ – für Hamster, Ex-Raucher oder was weiß ich ist vieles im Angebot während des Jahres. Der 21. März ist ein bundesweiter Aktionstag: „Equal Pay Day“, so die neudeutsch daherkommende Betitelung – wobei dieser durchaus sozialpolitische Konkurrenz hat, denn der 21.03 wird auch seit 2006 als „Welt Down-Syndrom-Tag“ geführt. Für den „Equal-Pay-Day“ gibt es eine eigene Website, was uns heutzutage natürlich nicht wirklich überrascht. Initiiert wurde dieser Tag von „BPW Germany“, hinter dem Kürzel steht der Verein „Business and Professional Woman“ – und auch diese Vereinigung umtriebiger Frauen betreibt eine eigene Website. Es geht um eine ganz ernsthafte und wichtige Angelegenheit, über die man sprechen soll und muss – und das will der „Equal Pay Day“ befördern: Es geht um eine (scheinbare) Selbstverständlichkeit – gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Hört sich einfach an, ist es aber in praxi nicht. Vor allem – und darauf stellt der heutige „Equal Pay Day“ ab, wenn es um die Unterschiede zwischen den Geschlechtern geht. Ein Vorwurf steht im Raum: Die Lohnlücke zwischen den Männern und den Frauen. Und diese – erst einmal behauptete – Lohnlücke indiziert eine Diskriminierung der Frauen auf dem Arbeitsmarkt, gegen die es anzugehen gilt.
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