Überall sind die Folgen der grassierenden Personalkostensenkungsstrategien und damit verbunden des zunehmenden Mangels an Personal zu spüren. Das führt dann nicht nur zu der immer gebetsmühlenhafter vorgetragenen Forderung des verbliebenen Personals nach einer Entlastung durch eine Personalaufstockung, sondern hin und wieder zu wütenden oder verzweifelt-frustrierten Protesten derjenigen, die von den Folgen des Personalmangels betroffen sind. Der eine oder die andere wird an dieser Stelle sofort an die Pflege denken oder auch – zunehmend – an die Erzieher/innen in den Kindertageseinrichtungen.
Aber kaum einer denkt hier wahrscheinlich an die Gefangenen im Strafvollzug.
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Dicke Backen machen gehört zur Jobbeschreibung. Die Arbeitgeberfunktionäre machen mobil gegen einen möglichen Mindestlohn und gegen eine mögliche Regulierung der Werkverträge.
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Zuweilen kann man schon den Eindruck bekommen, es gibt eine Flut von Preisen und Auszeichnungen für irgendwelche Modellprojekte, deren Relevanz aber häufig in keinem Verhältnis zu den Lobeshymnen über die Preisträger stehen. Auf der anderen Seite kann man über diesen Weg auch Aufmerksamkeit schaffen für innovative Ansätze und Ideen, denen man eine weitere Ausbreitung wünscht. Und eine eigene Bedeutung kann das haben, wenn es um Themen und Menschen geht, die immer mehr aus dem Fokus der Berichterstattung und der Aufmerksamkeit fallen. Dazu gehört derzeit bei uns in Deutschland sicher und in zunehmenden Maße die Gruppe der jungen Menschen, die große Schwierigkeiten haben oder es schlichtweg nicht schaffen, die Hürde zwischen Schule und Berufsausbildung zu nehmen – aus ganz unterschiedlichen Gründen.
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„Menschen aus der Niedriglohnfalle befreien“.
Gastbeitrag zur aktuellen Mindestlohndebatte in der Rhein-Zeitung vom 26.10.2013, S. 7

Seit dem 1. August 2013 kann man nach Sichtung der Berichterstattung den Eindruck bekommen, dass hinsichtlich der Kindertagesbetreuung in Deutschland alles in Ordnung ist. Vor dem Inkrafttreten des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr wurde spekuliert, ob die Kommunen unter einer Klagewelle frustrierter Eltern zusammenbrechen werden – und als dann direkt Anfang August kein Klage-Tsunami ausbrach, hat sich ein Großteil der Medien wieder anderen mehr oder weniger wichtigen Themen zugewandt. Aber diejenigen, die sich mit dem Feld beschäftigen, wissen genau, dass es zahlreiche Baustellen gibt, die aufgemacht wurden und in einem teilweise katastrophalen Zustand sind. Und viele wissen auch, dass seit Jahren und gerade im Zusammenhang mit der Ausweitung der Betreuung auf die ganz kleinen Kinder immer wieder darauf hingewiesen wird, dass wir dringend Verbesserungen der Strukturqualität benötigen. Was man beispielsweise für einen Personalschlüssel braucht, das wurde und wird immer wieder vorgetragen. Genau so verhält es sich mit anderen Voraussetzungen  guter Arbeit in den Kindertageseinrichtungen – und in der Kindertagespflege, die meistens vergessen wird.

Aber kaum jemand spricht über die Finanzen – und am Gelde hängt’s natürlich auch hier. Und gerade in diesem Bereich, der gekennzeichnet ist durch eine erhebliche Unterfinanzierung sowie gleichzeitig auch durch eine hoch problematische Fehlfinanzierung. Und wenn wir die Bedingungen in den Einrichtungen und bei den Tagespflegepersonen im Interesse der Kinder wirklich verbessern wollen, dann brauchen wir nicht nur mehr Geld, sondern dieses Geld muss anders aufgebracht werden. Deshalb fordere ich bereits seit langem eine deutlich stärkere und regelgebundene Mitfinanzierung des Bundes und damit verbunden eine spiegelbildliche Entlastung der Kommunen und der Eltern.
Dazu habe ich nunmehr als Diskussionsvorschlag die Grundzüge eines „KiTa-Fonds“ entwickelt, mit dem man die angestrebte Reform der Finanzierung realisieren könnte, wenn man denn wollte. Und ich habe das verknüpft mit dem in Aussicht gestellten „Bundesqualitätstgesetz“ für die Kindertagesbetreuung.

Am Donnerstag, dem 24.10.2013, hatte ich die Möglichkeit, mein Modell vor der Bundespressekonferenz in Berlin zu präsentieren, gemeinsam mit dem Bundesvorsitzenden der AWO, der angesichts der eigenen Erfahrungen in den 2.300 Kitas des Verbandes weiß, dass man jetzt auch mal konkreter darüber diskutieren muss, wie viel Geld wir brauchen und wer es denn aufbringen soll.
Wer mehr dazu erfahren möchte, den verweise ich an dieser Stelle auf meinen Blog-Beitrag „Kindertagesbetreuung – war da nicht mal was? Ja – und da sind weiterhin viele Baustellen. Und Baustellen kosten bekanntlich Geld. Also wird es Zeit, über Geld zu reden. Und nicht nur über zu wenig Geld„, den ich auf der Seite „Aktuelle Sozialpolitik“ als Einstieg und Zusammenfassung veröffentlicht habe.

Wer sich für meinen Modellvorschlag einen „KiTa-Fonds“ betreffend interessiert, kann sich eine Zusammenfassung hier als PDF-Datei downloaden:

Stefan Sell: Die Finanzierung der Kindertagesbetreuung vom Kopf auf die Füße stellen. Das Modell eines „KiTa-Fonds“ zur Verringerung der erheblichen Unter- und Fehlfinanzierung der Kindertagesbetreuung in Deutschland, Berlin 2013

Studiogast in der Sendung „Mindestlohn statt Hungerlohn – Sorgt die Große Koalition für bessere Jobs?“ in der Talksendung „Anne Will“ am Mittwoch, 23.10.2013, 22:45 – 0:00 Uhr (ARD)

Weitere Studiogäste zu dem Thema: Julia Klöckner, stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende, Olaf Scholz, stellvertretender SPD-Bundesvorsitzender und Erster Bürgermeister der Stadt Hamburg, Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln sowie Jonny Sauerwein, Inhaber eines Landhotels in Sachsen.