Studiogast in der Sendung „Das Pflegedilemma. Notstand und Profit: Wie passt das zusammen?“ des Wirtschaftsmagazins „makro“ (3sat) am 23.03.2018, 21:00 Uhr

»Hilflose Patienten, überfordertes Personal: In Deutschland herrscht Notstand in der Altenpflege. Gleichzeitig aber steigen börsennotierte Unternehmen in den Markt ein.
Die Regierung hat die Pflegeleistungen zuletzt ausgebaut: Es kommt nicht nur mehr Geld bei den Bedürftigen an, es gibt auch insbesondere in der ambulanten Pflege deutlich mehr Leistungsbezieher.Letztlich hilft das den Pflegebedürftigen aber auch nicht weiter, solange Pflegekräfte Mangelware sind. 
Die hohe Arbeitsbelastung und der geringe Verdienst machen den Beruf unattraktiv. Wir laufen auf eine „Katastrophe zu, die von den Verantwortlichen nicht ausreichend wahrgenommen wird“, warnt der Sozialwissenschaftler Stefan Sell, Studiogast bei „makro“. Daher sei die Politik gefragt, sich endlich für allgemeinverbindliche Tarifverträge einzusetzen. Der Pflege fehle es, so die einhellige Meinung, an einer einflussreichen Lobby. Nur die wenigsten Arbeitnehmer sind gewerkschaftlich organisiert, die Branche ist sehr zerklüftet, hinzu kommt das Kirchentarifrecht, unter das viele Häuser von Wohlfahrtsverbänden wie Caritas oder Diakonie fallen. 
Es sind aber nicht nur die politischen Rahmenbedingungen, die angepackt werden müssten. Der Pflegeexperte Claus Fussek sagt: „Zwei Drittel der Probleme in der Pflege sind hausgemacht.“ Mit ein- und demselben Etat könne man ein Heim gut oder schlecht führen, in die roten Zahlen geraten oder profitabel arbeiten. Aufgrund der demographischen Entwicklung gilt Altenpflege als Wachstumsmarkt, heute sind schon gut 42 Prozent der Heime in privater Hand. Und wie in jeder anderen Branche auch wächst mit der Ökonomisierung auch der Kostendruck.«


GroKo betreibt bloß „Pflaster“-Politik: Den Pflegenotstand zu beheben, gehört zu den wichtigsten Projekten der Großen Koalition. Ob die neue Regierung die richtigen Weichen stellt, darüber sprach das 3sat Wirtschaftsmagazin makro mit dem Sozialwissenschaftler Stefan Sell.